Was sind Haikus und wieso fördert Waldbaden die Kreativität?
Waldbaden lässt sich wunderbar mit kreativen Elementen verbinden. Eine Möglichkeit ist es, Übungen zum kreativen Schreiben einfließen zu lassen. Da Waldbaden aus Japan stammt, liegt es nahe, mal die traditionellen japanischen Kurzgedichten „Haikus“ vorzustellen.
In diesem Blogartikel erkläre ich, was Haikus sind und wie Sie ein Haiku schreiben. Wie kreativ Menschen während eines Waldbades werden, sehen Sie an den Beispielen von Haikus, die während einer Veranstaltung entstanden sind. Die Teilnehmenden sind über sich hinausgewachsen. Anfangs war jede überzeugt davon, nicht kreativ zu sein. Dennoch hat sich zum Schluss jede getraut, ihr individuelles Haiku vorzulesen. Für mich ist das eines von vielen wertvollen Ergebnissen des Waldbadens, sich was zutrauen, neugierig werden, einfach mal machen und am Ergebnis wachsen.
Während des Waldbadens aktivieren wir unsere Sinne. Wir sind in Bewegung und unser Geist ist durch die wunderbaren Impulse, Farben, Gerüche und Eindrücke der Natur auf eine angenehme Art und Weise beschäftigt. Nach und nach öffnen wir uns und nutzen diese Atmosphäre, um unsere Kreativität auszuprobieren. Viele beschreiben diesen kreativen Prozess als Meditieren im Tun. Einen Versuch ist es wert oder was meinen Sie?
Ich finde es richtig gut, dass wir – neben unserer Erinnerung an einen entspannten Tag – unsere Kreation mit nach Hause nehmen können. Das Haiku spendet bei jedem Anblick erneut Freude und lässt uns stolz an die positive und inspirierende Auszeit erinnern.
Das Haiku – eine kurze Definition
Ein „Haiku“ ist ein traditionelles japanisches Kurzgedicht, das heutzutage weltweit verbreitet ist.
In den deutschsprachigen Raum kam es in den 1920 Jahren. Das Gedicht besteht meist aus 3 Zeilen mit einer 5-7-5 Silbenstruktur. Das moderne deutschsprachige Haiku stellt eine Momentaufnahme dar, die eine genaue Beobachtung eines Geschehens oder einer Situation in der Gegenwart widerspiegelt oder eine Stimmung zum Ausdruck bringt. Beim Lesen des Haikus ergibt sich oft ein Gedankensprung oder eine neue Ebene. Das Niederschreiben Ihrer persönlichen Naturbeobachtung ist auf jeden Fall eine wunderbare Übung, um die eigene Wahrnehmung zu schärfen und im Hier und Jetzt zu sein.
Das bekannteste Gedicht ist der „Frosch-Haiku“ von Matsuo Bashō (Übersetzung: Jan Ulenbrook):
Der alte Weiher:
Ein Frosch, der grad hineinspringt –
Des Wassers Platschen.
Das Haiku & sein Entstehungsprozess während des Waldbadens
Keine Angst, es wird nicht gereimt. Sie folgen Ihrer Wahrnehmung, die bereits während des Waldbadens aktiviert wurde. Das Haiku entsteht, ohne viel nachzudenken und ist eine Beschreibung des Augenblicks, eine Momentaufnahme. Daher schreiben Sie im Präsens, also in der Gegenwart.
Zuerst notieren Sie Stichworte – beschreiben Ihre eigene Wahrnehmung – ohne Interpretationen, ohne Bewertungen zu liefern. Gerade weil wenig gesagt wird liefert diese suggestive Kraft Spielraum für den Leser. Er kann selbst über die Bedeutung nachdenken. Vielleicht behalten Sie das kleine Gedicht auch für sich.
Binden Sie zu der visuellen Wahrnehmung auch Ihren Hör- und Geruchssinn mit ein. Was passiert gerade? Was geschieht genau in diesem Augenblick? Hören Sie genau hin, wie duftet es, was zeigt sich Ihnen?
Seien Sie im Hier und Jetzt. Vertrauen Sie auf Ihre Wahrnehmung, folgen Sie ihr und lassen Sie die Worte entstehen, ohne viel nachzudenken. Einfach aufschreiben. Es geht nicht um Literatur, um Professionalität – es ist kein Wettbewerb. Der Moment wird festgehalten und die Erfahrung soll so lebendig wie möglich gespiegelt werden.
Das Haiku & sein Inhalt
Sie verwenden eine der vier Jahreszeiten oder das Element „Natur“ und beschreiben Ihre Umgebung: Tau auf den Blättern, Nebel in den Bäumen, summende Bienen, Herbst…
Das Haiku & seine Struktur
Die strenge Form aus 3 Zeilen mit einer 5 – 7 – 5 Silbenstruktur gebe ich persönlich nicht vor und belasse es dabei, seine Momentaufnahme auf 3 Zeilen mit insgesamt 17 Silben zu beschreiben.
Das Haiku zusammengefasst
- Sie bestehen aus drei Zeilen.
- Insgesamt zählen sie 17 Silben.
- Eine der vier Jahreszeiten oder das Element Natur kommt darin vor.
- Es wird im Präsens, der Gegenwart, geschrieben.
- Das Haiku ist eine Momentaufnahme und handelt daher immer vom Hier und Jetzt.
Und nun viel Freude beim Schreiben eines eigenen Haikus! Probieren Sie es aus. Das Schreiben von Haikus ist eine wunderbare Methode, um Ihre eigenen – ganz persönlichen Beobachtungen festzuhalten. Dieses Niederschreiben Ihrer Naturbeobachtungen hilft, die Wahrnehmung zu schulen und ganz nebenbei befinden Sie sich ganz im Moment. Entspannung pur. Und das Ergebnis ist ein Geschenk!